Angststörungen: Was sind die Symptome und wie wird diagnostiziert?


Definition und Diagnose

Die folgenden Angststörungen können in jedem Lebensalter auftreten und sind nicht auf bestimme Entwicklungsabschnitte des Kindes oder des Jugendlichen bezogen. Bei diesen Angststörungen stellen Angstgefühle und -manifestationen (z.B. körperliche Begleitreaktionen) die Hauptsymptome dar, ohne direkt auf eine bestimmte Umgebungssituation oder ein Objekt bezogen zu sein. Genauere Diagnosekriterien sind in den Klassifikationsschemata nach ICD-10 und DSM-V festgelegt.

Panikstörung (episodisch paroxysmale Angst)

Das wesentliche Kennzeichen von Panikstörungen sind wiederkehrende schwere Angstattacken (Panik), die auftreten und sich nicht auf eine spezifische Situation oder besondere Umstände beschränken, und deshalb auch nicht vorhersehbar sind. Die Betroffenen beschreiben z.B. dass die Angst plötzlich, „wie aus heiterem Himmel“ über sie kommt, begleitet von körperlichen Symptomen wie z.B. starkes Herzklopfen, Brustschmerz, schnelles Atmen bis hin zu Erstickungsgefühlen, Angst ohnmächtig zu werden, Schwindel und Entfremdungsgefühlen. Teils wird auch eine Angst zu sterben, Angst vor Kontrollverlust, oder die Angst, wahnsinnig zu werden beschrieben. Die Symptome halten in der Regel mehrere Minuten an, danach folgt ein angstfreies Intervall. Da die Angstanfälle wenig vorhersehbar sind, kommt im Laufe der Zeit oft die ständige Furcht vor einer erneuten Attacke (eine „Angst vor der Angst“) hinzu, die dazu führen kann, dass die Betroffenen z.B. die Orte oder Situationen meiden, in denen schon einmal ein Angstanfall aufgetreten ist, so dass sie sich sich in ihrem Alltag immer mehr einschränken und sich zurückziehen.

Generalisierte Angststörung

Bei einer generalisierten Angststörung durchziehen Ängste und Angstgefühle das ganze Alltagsleben. Es wird eine anhaltende, generalisierte und situationsunabhängige Angst erlebt, die sich auch auf der körperlichen Ebene ausdrücken kann durch z.B. ständige Nervosität, körperliche Anspannung, Konzentrations- und Schlafstörungen, Zittern, Muskelspannung, Schwitzen, Benommenheit, Herzklopfen, Schwindelgefühle oder Bauchschmerzen. Die Ängste sind oft vielfältig, betreffen mehrere Lebensbereiche und bestehen aus einer Fülle anhaltender unkontrollierbarer und übermäßiger Sorgen und Ängste, z.B. Sorgen über zukünftiges Unglück, familiäre Belange, Leistungs-und Versagensängsten. Bei Kindern herrschen oft das Bedürfnis nach Beruhigung und Rückversicherung sowie körperliche Beschwerden vor. Desweiteren fallen oft ein geringes Selbstvertrauen sowie eine ängstliche Erwartungshaltung auf.

Angst und depressive Störung, gemischt

Liegen gleichzeitig Symptome einer Angststörung, aber auch depressive Symptome vor, kann auch die Diagnose „Angst und Depression gemischt" gestellt werden. Hierbei herrscht keine der beiden Störungen eindeutig vor und auch keine von beiden ist so ausgeprägt, dass man sie eigenständig dem Vollbild einer Angststörung oder Depression zuordnen kann. Manchmal wird auch der Name „Ängstliche Depression" hierfür verwendet.

Andere gemischte Angststörungen

Teilweise sind die auftretenden Angstsymptome nicht eindeutig nur einer der oben genannten Angststörungen zuzuordnen, sondern beinhalten z.B. Merkmale von mehreren verschiedenen Störungen. Man spricht dann von einer „gemischten Angststörung". Dabei sollte jedoch keines der Symptome so ausgeprägt sein, dass für dieses allein schon die Diagnose einer anderen Störung gerechtfertigt wäre.

Therapie bei Ängsten

Zur Behandlung von Ängsten gibt es verschiedene Therapiemöglichkeiten, deren gemeinsames Ziel es sein wird, die Ausgeprägtheit der Angst zu reduzieren und bestehende Angstgefühle aus haltbar und somit auch bewältigt bar zu machen.

Ein erster wichtiger Schritt ist oft schon die Diagnosestellung mit z.B. Einordnung der dazugehörenden körperlichen Beschwerden und Missempfindungen in den Rahmen der Angstsymptomatik und somit einem Ausschluss einer eventuell befürchteten zugrunde liegenden körperlichen Erkrankung. Auch entlastet viele die Aufklärung darüber, dass Angstgefühle unbestreitbar sehr unangenehm sind – teils bis hin zu Gefühlen von Todesangst, aber in keinem Fall gefährlich für die körperliche Gesundheit sind – egal wie stark das Herzklopfen, das Zittern und evtl. Ohnmachtsgefühle auch sein mögen. Weiter erfolgt nach einer erfolgten Diagnostik eine Aufklärung über Entstehungsweise und Aufrechterhaltung von Ängsten, da man weiß, dass jegliche Vermeidung der angstauslösenden Situationen oder Objekten die Angst eher stärker machen wird.

In einer Psychotherapie kann dann ein evtl. entstandenes Vermeidungsverhalten unter Begleitung schrittweise abgebaut werden, um sich in vorher festgesetztem Maß mit den Ängsten auseinanderzusetzen. Hierbei wird schrittweise erlebt, dass Angstgefühle aushaltbar sind und gleichzeitig in immer weniger Situationen auftreten werden. Begleitend werden auch die Eltern im Umgang mit den Ängsten des Kindes oder Jugendlichen beraten und z.B. eigene Angstbewältigungsstrategien reflektiert. Die Psychotherapie kann ambulant oder auch stationär erfolgen, wenn z.B. die Ängste so ausgeprägt sind, dass sie den Alltag erheblich einschränken und z.B. ein Schulbesuch nicht mehr möglich ist.

Unterstützend können auch Entspannungsverfahren wie z.B. Autogenes Training oder die progressive Muskelrelaxation gegen Ängste eingesetzt werden. Man kann damit zum einen das allgemeine Anspannungs- und Stressniveau senken, hat damit aber auch in Angstsituationen ein Hilfsmittel an der Hand, selbst regulierend auf die sich aufschaukelnden körperlichen Angstgefühle einzuwirken. Grundlage hierfür ist der Gegensatz von Anspannung und Entspannung, d.h. beides sind Zustände, die nicht miteinander vereinbar sind.

Bei sehr ausgeprägten Angststörungen kann die psychotherapeutische Behandlung mit einer medikamentösen Behandlung unterstützt werden. Hierfür verwendet man überwiegend Medikamente, die auf den Serotoninspiegel im Hirnstoffwechsel einwirken und ihre volle Wirkung erst nach mehreren Wochen entfalten. Eine alleinige medikamentöse Behandlung ist in der Regel nicht zu empfehlen und auch nicht erfolgversprechend. Ebenso sieht man in den allermeisten Fällen von einer nur kurz wirkenden, „beruhigenden" Medikation im Angstanfall ab, da damit keine langfristige und nachhaltige Besserung der Angststörung zu erreichen ist

Weiterführende Links:

Die AWMF Leitlinien der Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie (DGKJP) finden sie hier.

www.neurologen-und-psychiater-im-netz.org bzw. kinder-und-jugendpsychiater-im-netz.org sind ebenfalls gute Informationsquellen zum Thema Angst.

Die ICD 10 (Internationale statistische Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme 10. Revision, German Modification Version 2016) finden sie hier.

http://www.neurologen-und-psychiater-im-netz.org/kinder-jugend-psychiatrie/erkrankungen/angststoerungen/angststoerungen-bei-kindern-und-jugendlichen/

Ein sehr gelungener Fallbericht zur Schulangst, der vor allem an Beratungslehrer und Schulpsychologen gerichtet ist, finden Sie bei Dr. med. Gerhard Gutscher, Facharzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie, Lindau.

Eine ganz ausgezeichnete Homepage von Dr. Morschitzky, Klinischer und Gesundheitspsychologe, Psychotherapeut (Verhaltenstherapie und Systemische Familientherapie) Linz zum Thema Ängste, vor allem im Erwachsenenalter finden sie unter www.panikattacken.at

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