Legasthenie und Dyskalkulie bei Kindern & Jugendlichen


Definition:

Die Legasthenie ist definiert als eine deutliche Beeinträchtigung der Lese- und Rechtschreibfertigkeit, die nicht Folge von intellektuellen Einschränkungen, Seh- oder Hörstörungen, unzureichender Beschulung sowie psychischen, neurologischen oder motorischen Störungen ist. Die Lese-Rechtschreibstörung (Legasthenie) gehört zu den häufigsten Entwicklungsstörungen, die sowohl die schulische als auch die psychische Entwicklung des Kindes stark negativ beeinflussen können. In der Folge können viele Symptome wie Angst, Depressivität oder Verhaltensstörungen auftreten, die zunächst oft nicht mit der Ursache in Verbindung gebracht werden und viel zu selten fachärztlich beurteilt werden. 

Häufig sehen wir die betroffenen Kinder erst, wenn deutliche emotionale Symptome im Vordergrund stehen und nicht schon beim ersten Auftreten der schulischen Schwierigkeiten, die meist leicht erkannt werden können. Durch den oft chronischen Verlauf können die Kinder unbehandelt später auch in ihrer Berufswahl eingeschränkt sein und leiden auch als Erwachsene oft erheblich an den Folgen der Beeinträchtigung der Lese- und Rechtschreibfertigkeiten.

Die Dyskalkulie (Rechenstörung) beinhaltet eine umschriebene Beeinträchtigung von Rechenfertigkeiten. Das Defizit betrifft die Beherrschung grundlegender Rechenfertigkeiten wie Addition, Subtraktion, Multiplikation und Division (Definition nach ICD-10).

Diagnose:

Die Diagnostik sollte aufgrund der häufigen zusätzlich vorhandenen psychiatrischen Störungsbilder vor allem von Fachärzten für Kinder- und Jugendpsychiatrie gemeinsam mit Psychologen unter Einbeziehung von fremdanamnestischen schulischen Angaben durchgeführt und beurteilt werden, da diese sonst nicht selten übersehen werden.

Die ICD-10 unterscheidet eine isolierte Rechtschreibstörung von einer Lese- und Rechtschreibstörung, wobei klinisch gelegentlich auch eine isolierte Lesestörung gesehen wird.

Als Diagnosekriterium wird die allgemeine Intelligenz, mit der durch ein standardisierten Testverfahrens zur Prüfung des Lesens, der Lesegenauigkeit und des Leseverständnisses festgestellten Leseleistung des Kindes verglichen. Gleiches gilt für das Rechtschreiben und der Rechenfertigkeiten. Gleichzeitig werden auch andere Verfahren eingesetzt, zum Beispiel zur emotionalen Befindlichkeit, Aufmerksamkeitsleistung, soziale Integration und der familiären Situation, um diese von der Entwicklungsstörung abzugrenzen und in der Gesamtschau zu beurteilen.

Therapie:

Obwohl in der ICD-10 die Lese-Rechtschreibstörung (Legasthenie) unter den psychischen Erkrankungen aufgeführt wird, wird die Lese-Rechtschreibstörung im deutschen Gesundheitswesen nicht als Krankheit anerkannt.  Im Heilmittelkatalog wird sogar die alleinige Behandlung der Legasthenie explizit ausgeschlossen.  Eine Finanzierung der Therapie ist allerdings über die Jugendhilfe nach §35, bei entsprechender Belastung („seelischer Behinderung“)  möglich. Hierzu ist aber eine fachärztliche Begutachtung notwendig.

Besonders wichtig ist bei betroffenen Kindern aber eine schulische Entlastung in Form eines Nachteilsausgleichs, der über die Schulpsychologen an den jeweiligen Schulen gewährt werden kann, wenn die Voraussetzungen hierfür vorliegen. Eine sehr gute Übersicht und Definition zum Nachteilsausgleich und schulische Möglichkeiten finden sie unter der Seite der Schulberatung: www.schulberatung.bayern.de

Beispiele (Lesen):

  • Langsames Lesen, häufiges Stocken
  • Auslassen, Ersetzen oder Hinzufügen von Wörtern, Silben oder Buchstaben
  • Beim Vorlesen langes Zögern oder Verlieren der Zeile im Text
  • Gelesenes kann nicht wiedergegeben werden
  • Aus dem Gelesenen können keine Zusammenhänge erkannt werden

Beispiele (Rechtschreiben):

  • Schwierigkeiten beim Schreiben von Buchstaben, Wörtern, Sätzen
  • Auslassung, Verwechslungen, Umstellung von Buchstaben und Silben
  • Hohe Fehlerzahl beim Abschreiben von Texten oder bei ungeübten Diktaten
  • Wörter werden im selben Text häufig unterschiedlich falsch geschrieben
  • Unleserliche Handschrift (Bild von typischem Diktat)

Beispiele (Dyskalkulie):

  • Zahlenfolgen werden nicht eingehalten.
  • Kinder gehen beim Zählen impulsiv vor, sie raten mehr als sie wissen.
  • Ziffern werden seitenverkehrt wiedergegeben (6/9), Stellenwerte werden vertauscht. 
  • Einmaleinslernen gelingt nicht.
  • Platzhalteraufgaben und Grundrechenoperationen sind problematisch
  • Der Umgang mit Mengen wird nicht verstanden und führt zum Versagen.
  • Das Text- und Sachverständnis fehlt und Rechenoperationen können nicht vorgenommen werden.

Gut zu wissen:

Legasthenietraining – Iris Straile, unsere Teamkollegin, behandelt Kinder mit Legasthenieproblemen:

Weiterführende Links:

Eine absolut empfehlenswerte Seite zur Diagnose nach ICD-10, Epidemiologie und Therapie der Störungen ist auf der Homepage der LMU München zu finden.

Die Leitlinien der Diagnostik und Behandlung von Kindern mit Lese- und/oder Rechtschreibstörung der AWMF befinden sich derzeit leider noch in Arbeit.

Hier gehts zum Legasthenie-Erlass Bayern.

Eine schöne Zusammenfassung der Rechtschreibprobleme im Fach Englisch findet sich in Gewährung von Notenschutz am Beispiel des Faches. Englisch, S. 41-47, Ergänzungen und Erläuterungen zur Verwaltungsvorschrift des Ministeriums für Bildung, Wissenschaft und Kultur Mecklenburg-Vorpommern, 2005

Legasthenie – Definition mit Erläuterungen und Empfehlungen
vom Bundesverband Legasthenie e. V.

Für Lehrer ein Projekt zur Fortbildung: Lese-Rechtschreib-Schwierigkeiten: ein Online-Fortbildungsangebots für angehende Lehrkräfte, sowie für außerschulische pädagogische und psychologische Förderkräfte.

Richtig Schreiben Lernen – ein schulpsychologisches Konzept

Für Eltern im Grundschulbereich gibt es ein gut geeignetes Trainingsprogram: E.U.L.E. - Elternunterstützte Legasthenie-Einheiten - ist ein strukturiertes Grundwortschatztraining für Kinder mit Lese- und Rechtschreibproblemen

ADHS/ADS Aufmerksamkeits-Defizit-(Hyperaktivitäts-)-Syndrom

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Angststörung

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Autismus Spektrum Störung

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Belastungsstörung

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Bindungsstörung

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Borderline-Störung

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Depression

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Dissoziative Störung

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Einnässen / Einkoten

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Emotionale Störung

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Entwicklungsstörung

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Ess-Störungen

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Frühkindliche Regulationsstörung

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Intelligenzminderung

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Kindesmissbrauch

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Kopfschmerzen

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Mutismus

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Persönlichkeitsstörung

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Selbstverletzendes Verhalten

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Suizidabsichten und Suizidversuche

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Somatisierungsstörung

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Störungen des Sozialverhaltens

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Suchterkrankung

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Ticstörungen / Tourette-Syndrom

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Zwangsstörung

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