Suizidabsichten und Suizidversuche bei Kindern und Jugendlichen


Suizide gehören zu den 10 häufigsten Todesarten in Europa und den USA. So starben 2013 nach Angaben des statistischen Bundesamtes in Deutschland etwa 10.076 Menschen an einem Suizid, davon waren 183 Personen unter 20 Jahre alt. Somit sterben statistisch betrachtet in Deutschland deutlich mehr Menschen durch Suizid als durch Verkehrsunfälle, Mord und Totschlag, illegale Drogen und Aids zusammen. Weit über 100.000 Menschen begingen 2013 einen Suizidversuch.

Unter dem Alter von 12 Jahren sind Suizidversuche und vor allem Suizide sehr selten.

Versuche, sich das Leben zu nehmen, sind unter Jugendlichen und jungen Erwachsenen (im Gegensatz zum höheren Lebensalter) weit häufiger als vollendete Suizide und betreffen häufiger Mädchen und Frauen. Die Zahl vollendeter Suizide nimmt während des Jugendalters stark zu, ist  aber am häufigsten bei Erwachsenen und älteren Menschen, durchgehend überwiegt hier der Anteil des männlichen Geschlechts.

Bei Kindern und Jugendlichen gibt es vor allem ein erhöhtes Risiko in Zeiten eines starken Wandels (z. B. Pubertätskrisen) oder großer Belastungen (z.B. Arbeitslosigkeit). Weitere Risikogruppen sind Menschen mit psychischen Erkrankungen (Depression, Schizophrenie, Menschen mit Suchterkrankung). Suizid oder Suizidversuch tritt häufiger in der männlichen Bevölkerung auf, hat aber eine besondere Häufung bei jüngeren Frauen. Beim Suizidversuch ist der Altersgipfel zwischen 15 und 25 Jahren.

Im Verlauf der letzten Jahrzehnte konnte die Suizidrate in Deutschland bereits deutlich gesenkt werden. Einen wichtigen Anteil daran haben wohl nationale Präventionsprogramme mit verstärkter Informationsvermittlung und der Versuch zunehmender Entstigmatisierung psychischer Erkrankungen, sowie der Ausbau der Hilfsangebote.

Definition und Diagnose:

Unter den Begriff der Suizidalität fällt zum einen die gedankliche Beschäftigung mit dem Selbstmord in Form von suizidalen Gedanken, die von unkonkreten und flüchtigen Ideen bis hin zu gezielten und konkreten Planungen reichen können.

Von einem Suizidversuch spricht man, wenn eine Suizidhandlung getätigt wurde (eine gezielte und bewusste Handlung mit der Absicht oder zumindest Inkaufnahme, das Leben zu beenden). Aus Berichten von Überlebenden weiß man, dass auch bei schweren Suizidversuchen bis zuletzt häufig eine gewisse Ambivalenz bestehen bleibt, die kurz vor der Handlung allerdings in den Hintergrund tritt. Ein bereits stattgefundener Suizidversuch erhöht das Risiko eines erneuten Versuchs bzw. auch eines Suizids.

Ein vollendeter Suizid ist eine Suizidhandlung mit einem tödlichen Ausgang.

Motiv für einen Suizid kann ein Appell an andere (Partner, Familie, helfende Berufe) sein, um beispielsweise Kontaktschwierigkeiten, Einsamkeit, Verluste, Kränkungen und Selbstwertprobleme nicht mehr ertragen zu müssen.

Ein weiteres Motiv kann gegen sich selbst gerichtete Aggression sein, die dadurch entsteht, dass nicht nach außen gezeigt werden kann, dass man enttäuscht oder gekränkt ist.

Weiterhin gibt es das Motiv eines Wunsches nach Pause, da eine Situation als unerträglich empfunden wird, oder die Hoffnung Abstand zu bekommen.

Bei Jugendlichen fand man in Studien als Belastungen oft aktuelle Konflikte, vor allem Konflikte mit Partnern, Freunden oder der Familie.  Auch akute oder chronische Überforderung in Schule, Beruf und Familie, Verlusterlebnisse, Vernachlässigung und Misshandlung oder Drogenmissbrauch gelten als belastende Faktoren.

Die typische Koppelung von Suizidalität mit umschriebenen psychiatrischen Erkrankungen im Erwachsenenalter ist vor allem bei Kindern, aber auch Jugendlichen weniger ausgeprägt. Trotzdem zählen aber vor allem bei den Suiziden psychische Störungen auch im Kindes- und Jugendalter zu den prädisponierenden Faktoren (bei Jugendlichen bis zu 90%). Suizidversuche im Jugendalter können das erste Zeichen einer beginnenden und dann in unterschiedlichem Ausmaß anhaltenden psychischen Störung sein, so dass eine Abklärung und Behandlung dringend erfolgen sollte. In vielen Fällen findet man eine depressive Erkrankung im Hintergrund, teils auch Störungen des Sozialverhaltens, Drogenmissbrauch und Angsttörungen.

Therapie:

Wichtig ist zunächst einmal ein Gesprächs- und Kontaktangebot an die Betroffenen, bei dem die aktuellen Probleme besprochen werden können und die suizidale Gefährdung gemeinsam eingeschätzt werden kann. Je nach Ausgeprägtheit und Schweregrad der Suizidalität reichen die Unterstützungsmöglichkeiten von ambulanten Gesprächsangeboten und therapeutischer Behandlung bis hin zu einer stationären Krisenintervention in einer Klinik. Dort kann auch gegebenenfalls eine rasche psychopharmakologische Behandlung erfolgen.

Das klinische Bild ist charakterisiert wie folgt:

  • Häufiges Motiv für einen Suizid kann ein Appell an andere (Partner, Familie, Helfende Berufe) sein, um beispielsweise Kontaktschwierigkeiten, Einsamkeit, Verluste, Kränkungen und Selbstwertprobleme nicht mehr ertragen zu müssen.
  • Ein weiteres Motiv kann gegen sich selbst gerichtete Aggression sein, die dadurch entsteht, dass nicht nach außen zeigen kann, da man enttäuscht oder gekränkt ist.
  • Weiterhin gibt es das Motiv eines Wunsches nach Pause, da eine Situation als unerträglich empfunden wird, oder die Hoffnung Abstand zu bekommen.
  • Verschlimmernd können sich noch Isolation, Kontaktstörung, Werteverlust, Armut und Arbeitslosigkeit auswirken.

Einem Suizid geht immer eine Suizidgefährdung voraus. Diese entwickelt sich in verschiedenen Stadien.

  • Zuerst wird ein Suizid als mögliche Lösung der Probleme überlegt.
  • Dann kommt es zu einer Phase, in der die betroffene Person hin- und hergerissen ist. In dieser Zeit kommt es oft auch zu Ankündigungen oder Hilferufen in der Umgebung.
  • Schließlich kann es zum Stadium des Entschlusses kommen, in der die betroffene Person konkrete Handlungsvorbereitungen macht.

Für Menschen im Umfeld ist dies oft schwer erkennbar, weil der Suizidgefährdete sehr ruhig und stabil wirken kann.

Gut zu wissen:

In den allermeisten Fällen wird ein Suizid nicht spontan begangen, sondern es vergehen Wochen und Monate, in denen sich die betroffene Person mit dem Thema Suizid beschäftigt und suizidale Gedanken auch gegenüber anderen Personen äußert. Hinweise können auch ein zunehmender Rückzug aus dem Alltagsleben sein, mit zunehmender Isolation.

Scheuen Sie sich nicht, betroffene Person auf suizidale Gedanken anzusprechen, viele Betroffene berichten, erleichtert zu sein, darüber reden zu können. Oft ist der Gedanke, sich etwas anzutun, Ausdruck einer aktuellen Belastung oder Lebenskrise, die alleine oder mithilfe auch wieder überwunden werden kann.

Gerade auch bei Kindern und Jugendlichen kann „ich will nicht mehr leben“ ein „ich will so nicht mehr weiterleben“ bedeuten, mit einem zugrunde liegendem dringenden Wunsch nach Veränderung von Situation und Lebensumständen, was gemeinsam bewältigt werden kann. Dabei gilt es zum einen, mögliche Belastungsfaktoren zu erkennen und zu verändern, aber auch die Fähigkeiten der Kinder und Jugendlichen zu stärken, mit schwierigen Situationen und Ereignissen umzugehen. Unter Einbezug des Umfelds und insbesondere der Familie.

Alles in allem sollte das Thema ernst genommen werden und eine Vorstellung bei einem Spezialisten erfolgen, d.h. einem Psychologen oder Arzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie, gegebenenfalls kann bei akuter Sorge auch der Rettungsdienst (unter 19 222) verständigt werden und eine sofortige Vorstellung in einer Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie erfolgen.

Weitere Informations- und Hilfeseiten:

www.telefonseelsorge.de

RUND UM DIE UHR:

Telefonseelsorge

0800-1110111 oder 0800-1110222

 

www.kopfhoch.de

TAGSÜBER:

Jugendtelefon kopfhoch (6-22 Uhr)

kostenlos und anonym unter 0800 545 8668

 

www.nummergegenkummer.de

Montag bis Samstag 14-20 Uhr

0800 1110333

www.suizidpraevention-deutschland.de

www.caritas-regensburg.de/beratenundhelfen/gesundheit/kriseninterventionhorizont/krisenintervention-horizont

www.buendnis-depression.de

Suizidalität im Kindes- und Jugendalter Registrierungsnummer: 028-031, Entwicklungsstufe: S1 Federführende Fachgesellschaft(en): Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie (DGKJP). Die aktuellen Leitlinien zum Thema Suizidalität finden sie hier.

 

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