Nach ICD-10 ist ein Tic "eine unwillkürliche, plötzliche, schnelle, wiederholte, nicht-rhythmische, stereotype Bewegung oder Vokalisation.“
Die Ticstörung ist den Verhaltens- und emotionalen Störungen mit Beginn in der Gesundheit und Jugend zuzuordnen.
Die Störung verschlechtert sich größtenteils während der Adoleszenz und neigt dazu, bis in das Erwachsenenalter anzuhalten. Die vokalen Tics sind häufig multipel mit explosiven repetitiven Vokalisationen, Räuspern und Grunzen und Gebrauch von obszönen Wörtern oder Phrasen. Manchmal besteht eine begleitende gestische Echopraxie, die ebenfalls obszöner Natur sein kann (Kopropraxie).
Die Tics dienen keinem besonderen Zweck und sind für Außenstehende häufig sehr verwirrend. Auch die Kinder und Jugendlichen selbst wissen häufig nicht, was mit ihnen passiert. Ebenso wie der Schluckauf sind sie gar nicht oder nur sehr schwer zu kontrollieren.
Zu den am häufigsten auftretenden motorischen Tics gehören Augenzwinkern, Augenrollen, Gesicht verziehen, Kopfrucken, Schulterzucken, Arm- oder Handbewegungen, Bein- oder Fußbewegungen. Bei den vokalen Tics sind am häufigsten Husten, Räuspern, Schniefen, Pfeifgeräusche, Grunzgeräusche sowie Worte, Silben und Schrei ausstoßen zu beobachten.
Häufig treten bei Kindern, die eine Ticsymptomatik zeigen, auch Konzentrationsschwierigkeiten sowie eine allgemeine motorische Unruhe auf. Bei länger anhaltender Symptomatik können zudem auch zwanghafte Verhaltensweisen entstehen.
Besonders häufig treten zudem emotionale Belastungen auf, welche sich vor allem in Ängstlichkeit und sozialem Rückzug äußern. Bei den betroffenen Kinder und Jugendlichen kann sich ein Gefühl der Ohnmacht entwickeln. Zudem haben sie mit häufig negativen Rückmeldungen von Seiten der Familie, der Lehrer sowie des Freundeskreises zu kämpfen.
Die Ursachen der Ticstörung sind bislang nicht endgültig geklärt. Es wird jedoch vermutet, dass eine genetische Komponente eine Rolle spielt. Zudem wird bei den Betroffenen eine Stoffwechselerkrankung vermutet.
Tic-Störungen können sowohl therapeutisch als auch medikamentös behandelt werden.
Die Verhaltenstherapie kann zu einer Reduzierung der Tic-Symptomatik führen. Zudem kann mit dem Patienten wie auch mit dessen Umfeld ein guter Umgang mit der Krankheit erarbeitet werden. Hier ist es wichtig, auch die Eltern mit einzubeziehen, um auch deren Umgang mit der Krankheit zu besprechen.
Eine medikamentöse Behandlung ist erst nach länger anhaltender Symptomatik sowie daraus resultierender starker emotionaler Belastung indiziert. Am erfolgreichsten ist hier die Behandlung mit dem Neuroleptikum Tiaprid.
Döpfner,M., Roessner, V., Woitecki, K. & Rothenberger, A. (2010). Ratgeber Tics. Göttingen: Hogrefe Verlag.
Link zu Ticstörungen:
Ein Tick anders (2011). In der Hauptrolle Jasna Fritzi Bauer, Waldemar Kobus.
Vincent will Meer (2010). In der Hauptrolle Florian David Fitz, Karoline Herfurth und Heino Ferch.